Martial Arts Spektrum: Kampfkunst, Kampfsport, Kriegskunst
- Andrew Andes
- 20. Mai 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Juni 2024
"Welche Kampfkunststile oder Kampfsportarten passen zu mir?", fragt man sich vielleicht. In der Kampfkunstwelt kann man grob drei Aspekte in jeder Kampfkunst benennen und diese erkläre ich hier kurz anhand der Philippinischen Kampfkünste. Die Filipino Martial Arts ist ein ganzheitliches System und deckt das ganze Martial Arts Spektrum von Kampfkunst, über Kampfsport, bis hin zum Überlebenskampf und Kriegskunst.
Wie die drei Aspekte von Martial Arts zu verstehen sind - das Spektrum: Kampfkunst, Kampfsport und Kriegskunst erklärt
Es geht in erster Linie nicht darum, wie jemand einen Kampfstil oder ein Kampfsystem benennt. Es geht darum, wie und mit welchen Ansätzen und Zielen trainiert wird. Das Spektrum mit den drei Aspekten sind auch ineinander fliessend. Diese voneinander zu trennen, ist genau so schwierig wie Körper, Geist und Seele voneinander zu trennen. In jeder Kampfkunst kann also auch sportliche (Kampfsport) und kriegerische Elemente (Kriegskunst) einfliessen, mal mehr und mal weniger aus dem ganzen Spektrum. Vielleicht ist eine Sportart viel künstlerischer als so manche Kunststile und umgekehrt. Die Aspekte stehen auch in Wechselwirkung zueinander und bedingen sich gegenseitig. Wenn wir also die Aspekte isoliert anschauen, dann lass uns dabei nicht vergessen, dass eine solche Beschreibung selten voll und ganz in der Realität zutrifft: Wenn wir traurig sind, lassen wir auch den Kopf hängen, auch wenn das nicht jedes mal so sein mag. Also los geht's...

Kampfkunst: Der Kunst-Aspekt
Auf der Kunstseite von Martial Arts wird sehr viel in Charakterschulung und Persönlichkeitsentwicklung investiert. Es geht um verschiedene Werte und Haltungen. Oft sind es sehr friedvolle Ansätze, die auch mit Gesundheit und Wohlbefinden zu tun haben. Technisch geht es um Perfektion in der Ausübung und das kann schon sehr in Richtung Schönheit und Kraft gehen. Ästhetik oder Akrobatik sind hier meist gern gesehen und natürlich Körperkontrolle. Alles, was wir machen. hat auch tiefe philosophische Bedeutungen. Die Bewahrung einer Tradition oder von Weisheiten und lehren hat hier ebenfalls eine hohe Priorität.
Spektrum-Vergleich von Kampfkunst zu Kampfsport und Kriegskunst
Der Kunst-Aspekt unterscheidet sich gegenüber den anderen beiden vor allem in der Kampferfahrung, die hier nicht notwendig ist.
Die Philippinische Kampfkunst zeigt sich hier vor allem mit schönen und synchronen Bewegungen, einer guten Haltung und viel Fertigkeiten mit unterschiedlichen Waffen. Der Doppelstockkampf ist wohl das bekannteste und eindrücklichste unserer Kampfkunst. Auf der Bühne und in Filmen bedienten sich schon einige ChoreographInnen an unserer Filipino Martial Arts. Auch im Gesundheitswesen etablierte sich das FMA und kennt bis heute noch relevante pädagogische Ansätze.
Kampfsport: Der Sport-Aspekt
Die Sportseite von Martial Arts zeichnet sich vor allem im Bereich fairer Wettkampf und Sparrings aus. Das sind wohl die berühmtesten Elemente davon. Es geht um Gewinnen und den Umgang mit Sieg oder Niederlage. Hier wird vor allem Fitness, Stärke, Kondition, Fokus und Konzentration trainiert. Das Athletische steht hier mehr im Vordergrund. Hier gelten gewisse Regeln, je nach Disziplin und Wettkampfart. Normalerweise bereitet man sich hier auf kontrollierte und faire Kämpfe vor. Die Kämpfe finden mit leichtem, semi- oder vollem Kontakt statt, sehr oft eingeteilt in Gewichtsklassen und Geschlechter, und über mehrere Runden mit einem oder mehreren SchiedsrichterInnen. Der Boden für Champions.
Spektrum-Vergleich von Kampfsport zu Kampfkunst und Kriegskunst
Der Sport-Aspekt unterscheidet sich gegenüber den anderen beiden vor allem im Wetteifern und der Sportlichkeit (sportsmanship).
In FMA gibt es unzählige Disziplinen und unterschiedliche mehr oder weniger anerkannte Wettkämpfe. Diese variieren je nach Härte, Anzahl Gegner, wählbaren Waffen und Schutzausrüstung. Es gibt Kämpfe in Vollmontur oder ohne Schutzausrüstung. Die Waffen können aus weicheren oder härterem Material sein. Oft werden Disziplinen auf ein Setting beschränkt wie z.B. nur Standkampf oder nur waffenlos. Kämpfe, in denen fast alles erlaubt ist, gibt es auch. Diese sehen ähnlich wie MMA mit Waffen aus.
Kriegskunst: Der Überleben-Aspekt
Auf kriegerischer Seite ist das Überleben essenzieller Bestandteil des Trainings. Hier fängt es mit Selbstverteidigung und funktionalen Ansätzen an. Die Auseinandersetzung mit Leben und Tod wird gerade bei Personenschutz wichtig. Es besteht keine Regeln im Strassenkampf wie in einem Ring. Das Mentaltraining ist essenziell, das zeigen Stress-Widerstandstrainings oder Stressdrills. Viele Ansätze und Techniken finden sich auch in Polizeit- und Militärtrainings wieder. Der vom Lateinischen abgeleitete Begriff "Martial Arts" bedeutet übersetzt kriegerische Künste. Hier finden sich demnach auch militärstrategische Taktiken und Präventionen.
Spektrum-Vergleich von Kriegskunst zu Kampfsport und Kampfkunst
Der Überleben-Aspekt unterscheidet sich gegenüber den anderen beiden vor allem in der Brutalität und Umgang mit "dreckigen Tricks".
Bis heute finden wir Arnis, Kali oder Eskrima in diversen Konzepten für Selbstverteidigung. FMA fand schon lange Zugang in Personenschutz und Exekutivtrainings wie bei der Polizei oder im Militär. Sehr oft in Verbindung mit Krav Maga oder Kapap. Bis heute befindet sich die Philippinische Kampfkunst im Militäreinsatz auf den Philippinen und hat sich für das moderne Leben auch mit Schusswaffe weiterentwickelt. Die Philippinischen Kampfkünste gehören noch zu den wenigen lebenden Kampfkünsten, die noch immer kriegerisch eingesetzt werden.
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